„Protestantse Kerk te Zoutelande"
Die protestantische Dorfkirche, von Süden, d.h. von der See her. Links das Eingangsportal, rechts das „Konsistorium", der Sitzungssaal für den „Kirchenrat", zugleich auch Vorbereitungsraum für Prediger und Älteste. Lassen Sie sich einiges aus der Geschichte dieser Kirche erzählen:
Der irische Mönch Willibrord, Missionar der Niederlande und des Niederrheins, soll ca. 960 n.Chr. auf Walcheren gewirkt haben: nach dieser Legende hat der „Willibrordusput, der Brunnen im runden Häuschen vor der Kirche, seinen Namen. Ob Willibrordus eine Kirche begründet hat, bleibt fraglich. Nach 1271 ist jedenfalls in Zoutelande eine Kirche der Heiligen Katharina geweiht worden und 1279 erstmalig urkundlich erwähnt als „St. Catharinakirche". Zweiter Schutzpatron war St. Nikolaus, der Heilige der Seefahrer. Man nimmt an, dass der Ort im Mittelalter Stadtrechte hatte: jedenfalls war er wesentlich gröβer, etwa viermal so groβ wie heute, wie Fundamentausgrabungen und Urkunden belegen. Sichtbarer Beweis dafür ist die Nordseite der Kirche: von innen, aber besser noch von auβen kann man den Säulen und Bögen ansehen, dass sie früher ein weiteres Kirchenschiff optisch abgrenzten und später zugemauert wurden – das ist anders bei der Südseite, die immer Auβenmauer war.
Im Jahre 1566 kam es auf Walcheren in mehreren Städten, auch in der Zoutelander Kirche, zu einer Bildersturmaktion: motiviert durch die Lehre der Reformation, wurden Heiligenbilder als Verstoβ gegen das 2. Gebot („Du sollst dir kein Bildnis machen!") zerstört. Im Rahmen der Erhebung der niederländischen und flämischen Freiheitskämpfer, den sogenannten Geusen, gegen die Herrschaft der katholischen Spanier nahm die Zoutelander Bürgerschaft am 13.4.1572 Partei für die Geusen. Der den Spaniern dienende Adelsherr über Zoutelande wurde abgesetzt, und der Ort kam unter die Oberhoheit Vlissingens. Ein Jahr später, 1573, fand der letzte katholische Gottesdienst in der Kirche statt; am 1.10.1574 wurde der erste reformierte Prediger, ursprünglich ein Steinmetz, von der Gemeinde berufen.
In den nächsten zwei Jahrhunderten, in denen die wirtschaftliche Bedeutung Zeelands zugunsten Hollands und seiner Städte abnahm und demzufolge auch die Bevölkerungszahl und der Reichtum der Bewohner Zoutelandes sank, konnte die Kiche nicht mehr in ihrer ursprünglichen Gröβe erhalten werden; sie wurde zunehmend baufällig und konnte, ja brauchte nur noch teilweise genutzt werden. Während bis zu Anfang des 18. Jahrhunderts schon die ganze Nordhälfte, also 50% des Bauvolumens, abgebrochen worden war, riβ man 1737 ein ...schiffteil und den Chor ab; beides lag hinter der heutigen Strinwand. Im 19. Jahrhundert wurde durch Reparaturen dem ständigen Verfall vorgebeugt und eine Heizung eingebaut. 1906 baute man ein Konsistorim an, das dem alten Bauwerk aber nicht angepaβt war.
Während der Invasion durch alliierte Truppen trafen am 2.11.1944 Splitter aus englischen Schiffsgranaten die Kirche; das Konsistorium und das Dach wurden zerstört. Die Kirche wurde bis 1948-1950 wieder aufgebaut und dabei leicht verändert: ein neues, baulich angepaβtest Konsistorium wurde aufgebaut; der Auβenputz von den Ziegelsteinen entfernt; der Söller unter dem Kirchendach wurde nicht mehr eingebaut und so das Tonnengewölbe wieder sichtbar; es wurden Sitzplätze im Turm geschaffen und das im Krieg zerstörte Mobiliar ersetzt: nur „Predigtstuhl", Kupferleuchter und Taufschalenhalter hatten den Krieg überlebt. Die neugeschaffenen Glasbilder beinhalten Motive aus Ezechiel 1 und Offenbarung 4 und 5. Während man 1888 noch unter Bedenken („tanzende Gemeinde?") die erste Orgel und 1929 die zweite angeschafft hatte, kam ein glücklicher Zufall zur Anschaffung der heutigen Orgel zur Hilfe: in Heerlen wurde 1949 eine Kirche abgerissen, und deren Orgel, aus dem 17. Jahrhundert und vermutlich aus Deuschland stammend, konnte für 8.500 Gulden gekauft werden.
(Nach J.H. Vogel-WesselBoer aus dem Niederländischen von Th. Stockkamp.